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Gesellschaft CJZ Minden e.V.

Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Minden e.V.

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September 2020

Ich bin nun schon seit beinahe einem Monat hier in Jerusalem. Wir, also 22 Freiwillige aus ganz Deutschland, machten uns am 9. September nach einem ein-wöchigen Vorbereitungsseminar über Zoom gemeinsam von Berlin aus auf die Reise nach Israel. Ich selbst reiste allein per Zug aus Minden an und traf die anderen Freiwilligen morgens am Flughafen. Zwei Flüge und einen Zwischenstopp im prunkvoll glitzernden Flughafen in Istanbul später landeten wir abends gegen 22 Uhr am Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv. Erst gegen  Mitternacht erreichten wir dann das Beit Ben Yehuda, unsere gemeinsame Bleibe für die nächsten drei Wochen.

Direkt am nächsten Morgen ging schon das für drei Wochen geplante Orientierungsseminar los. Diese ersten drei Wochen waren voll von Ausflügen in die Altstadt, zum Wandern und die Green Line entlang (zumindest zu Anfang), intensiven Hebräisch-Stunden und vielen vielen thematischen Einheiten zum Nahostkonflikt, israelischer und palästinensischer Identität, dem israelischen Regierungssystem und dem Judentum. Es war extrem anstrengend, aber auch sehr erfüllend und interessant all diese größtenteils neuen Informationen in sich aufzusaugen, auch wenn man dabei bemerkt, dass das Ganze noch viel komplizierter ist als man dachte und man auch nach 3 Wochen intensiver Arbeit nur an der Oberfläche gekratzt hat. Außerdem hatten wir durch die drei gemeinsamen Wochen die Möglichkeit, einander kennenzulernen und uns auszutauschen über die kommende Zeit und vieles andere. Wir saßen oft abends lange zusammen und redeten oder sangen oder spielten Gesellschaftsspiele.

Seit dem 18. September befindet sich Israel im harten Lockdown. Man darf sich nicht weiter als 1000m vom Wohnort entfernen und sich mit niemandem treffen. Außerdem herrscht sowieso schon allgemeine Maskenpflicht auf den Straßen. Während des Seminars störte das nicht so extrem, da die Tage eh sehr voll waren und wir oft bis spät abends verschiedene Einheiten hatten. Kurze Spaziergänge waren trotzdem möglich, sodass man sich zumindest ein bisschen bewegen konnte.

Das Beit Ben Yehuda besteht aus zwei Häusern und recht viel Außenfläche, sodass es trotz der geteilten Schlafzimmer einigermaßen möglich war sich zurückzuziehen und alleine zu realisieren, dass man nun für ein ganzes Jahr hier sein wird.

Am Dienstag, dem 29. September, ging es dann in die WGs. Normalerweise müssten wir selbst unseren Weg dorthin finden mit öffentlichen Verkehrsmitteln und Co, aber aufgrund des Lockdown wurden wir alle mit einem privaten Bus an unsere Einsatzorte gebracht. Wir aus Jerusalem sind die ganze Runde über Afula, Naharija, Haifa und Tel Aviv mitgefahren, um noch mehr vom Land sehen zu können, bevor wir in unseren Wohnungen weiterhin im Lockdown sitzen würden. Somit hatten wir bereits die Wüste, das Meer und alles dazwischen gesehen als meine fünf Mitbewohner und ich gegen sieben Uhr abends in unserer Wohnung in der Guatemala Street 16d in Jerusalem ankamen.

Wir sind die größte WG, die hier von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste betrieben wird. Unsere Wohnung ist zwar alt, aber in eigentlich ganz gutem Zustand. Jeder hat sein eigenes Zimmer, wir haben zwei Badezimmer und eine gemeinsame Küche mit einem großen Tisch. Das Ganze ist außerdem auf zwei Etagen aufgeteilt, sodass wir 4 Schlafzimmer und ein Badezimmer oben und zwei weitere Schlafzimmer, das zweite Bad und die Küche unten haben.

Mein Zimmer ist zwar klein, aber fein. Ich habe es mir umgestellt, meine eigenen Fotos und Karten aufgehängt und fühle mich jetzt sehr wohl.
Wir sind nun bereits seit fast einer Woche hier in der WG und gewöhnen uns noch an das Leben als so große Gemeinschaft.

Leider sind wir seit Freitag, dem 2. Oktober, in verordneter Quarantäne, da einer meiner Mitbewohner unter Corona-Verdacht steht. Wir dürfen die Wohnung nicht verlassen, bis wir das Testergebnis haben und mussten uns Einkäufe bringen lassen. Wir alle stehen ein bisschen vor dem Hüttenkoller, aber versuchen positiv zu bleiben. Wir essen abends gemeinsam und sitzen oft noch lange zusammen und reden.

Ich fühle mich sehr wohl hier und bin extrem gespannt auf die Arbeit im Zentralarchiv und in der offenen Altenarbeit. Im Archiv werde ich erst nach dem Lockdown anfangen können, und die Altenarbeit steht leider noch ein bisschen in den Sternen. Ich bin trotzdem überzeugt, dass dies die richtige Entscheidung war und freue mich sehr auf das Jahr, was vor mir liegt.

Liebe Grüße aus dem sonnigen, corona-beschatteten Israel wünscht
Janne