GCJZ Minden siteheader

Gesellschaft CJZ Minden e.V.

Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Minden e.V.

Leiterstr. 17
32423 Minden

Fon 01 60 / 50 56 97 4

E-Mail: nina_pape@gmx.de
Homepage www.gcjz-minden.de

März 2021

Shalom und nachträglich frohe Ostern/Pessach aus Jerusalem!

Mein achter Monat in Jerusalem hat gerade begonnen. Ich habe noch ungefähr 4 ½ Monate vor mir.
Innerhalb des letzten Monats ist viel passiert.

Nach ungefähr 6 Wochen Arbeit an meiner Privatsammlung im Archiv bin ich endlich fertig damit. Es hat extrem Spaß gemacht, all die Briefe und Tagebücher lesen zu dürfen. Die Geschichte der Familie ist sehr komplex und ich hab versucht, mir ein Bild von ihrer aller Leben zu machen. Ich glaube ich habe viel mehr Forschungsarbeit daran betrieben als normalerweise der Job der Archivarin beinhaltet. Jetzt bin ich gespannt, wie es im Archiv mit mir weitergeht. Ich bin gerne dort. Ich habe das Gefühl, wie eine gleichgestellte Mitarbeiterin behandelt zu werden und nicht wie eine Praktikantin oder dergleichen. Ich habe meine eigenen Projekte, denen ich mich komplett alleine widme, ich werde als deutschsprachige Person um Rat gefragt und sollte sogar das Englisch einer viel länger ansässigen Kollegin überarbeiten.
Außerdem tut die Stille und “Einsamkeit” in meinem Büro sehr gut, da das Leben in der WG immer etwas turbulent sein kann. Wie bereits erwähnt, besteht meine WG aus 6 Menschen (mich eingeschlossen). Da kann es schon mal sehr laut und anstrengend werden.

Innerhalb der letzten 4 Wochen war ich mehrfach in Tel Aviv, habe Freunde dort besucht und einen Teil von Pessach dort verbracht. Ich bin somit etwas vor den Osterfeierlichkeiten in Jerusalem geflohen. Die anderen haben sich ins Gedrängel in der Altstadt geworfen und im Nachhinein wilde Geschichten aus den überfüllten katholischen Gottesdiensten in der Grabeskirche erzählt. Mir waren die Massen einfach zu viel und ich hab mich erst am Ostersonntag selbst mit dazu gesellt.
Ich hatte leider nicht das Glück zum Sederabend bei einer jüdischen Familie eingeladen zu sein. Drei meiner Mitbewohner/innen durften an einem traditionellen Sederabend teilnehmen und waren somit das komplette erste Pessach-Wochenende bei ihren jeweiligen Gastgebern.
Ich war schon ein bisschen enttäuscht das nicht erleben zu können, aber ich hab es den anderen gegönnt. Ich selbst habe zusammen mit einem meiner zwei verbliebenen Mitbewohner gekocht und gegessen und den Rest der drei Tage lang genäht.

    
Wir hatten die Chance in der Westbank wandern zu gehen…

Die israelische Woche startet am Sonntag und endet mit dem Shabbat. Shabbat selbst startet bereits mit dem Sonnenuntergang am Freitag, sodass die Geschäfte und öffentliche Verkehrsmittel schon gegen Nachmittag den Betrieb einstellen. Deshalb bleibt einem am Wochenende selten mehr übrig als zu Hause zu bleiben, spazieren zu gehen oder über das Wochenende weg zu fahren.
Ich hatte schon zu Hause angefangen zu nähen und wollte auch hier weiter an meinen Fähigkeiten feilen, weshalb ich mir Ende November eine Nähmaschine gekauft hab, die ich jetzt fast jedes Wochenende benutze.

Am Ostersonntag sind wir alle (außer ein Mitbewohner) gegen 4:30 Uhr morgens aufgestanden,um um 5:30 Uhr an einem Ostergottesdienst auf dem Ölberg teilzunehmen. Der Gottesdienst fand draußen statt und wir warteten auf den Sonnenaufgang. Es war atemberaubend schön. Der Himmel war klar und man sah genau, wie die Sonne langsam hinterm Horizont hervor kroch. Der Gottesdienst wurde von der Erlöserkirche ausgerichtet, eine deutsche evangelische Gemeinde, die ihren Hauptsitz mitten in der Altstadt, eine halbe Straße entfernt von der Grabeskirche, hat.

    
Sonnenaufgang am Ostersonntag...

Genau dort gab es um 8:30 Uhr ein Frühstück für vor allem uns Freiwillige, wo wir auch andere deutsche Freiwillige noch kennenlernen durften. Aus den WG´s in Jerusalem, Haifa und Naharija von ASF waren fast alle anwesend, sodass allein wir schon eine recht beachtliche Truppe darstellten. Um 10:30 Uhr besuchten wir dann noch einen zweiten Gottesdienst der Erlöserkirche, diesmal in der Erlöserkirche selbst. Beide Gottesdienste des Tages waren wunderbar, und es waren, glaube ich, alle sehr zufrieden. Nach dem zweiten Gottesdienst haben wir uns dann auf den Weg zurück nach Hause gemacht, um dort noch etwas Schlaf nachzuholen.

In derselben Woche, am Donnerstag den 8. April 2021, fand dann der Holocaust Rememberance Day statt. Am Mittwochabend vorher besuchten wir eine Veranstaltung dazu im BBY.
Um 10:00 Uhr morgens am Donnerstag schallte die Sirene. Ich saß allein in meinem Büro im Archiv und konnte mich auch noch minutenlang, nachdem die Sirene aufgehört hatte, nicht aus meinen Gedanken reißen. Genau genommen ist das ja einer der Gründe, warum ich hier bin: Um zu erinnern.

Ein guter letzter Satz:
Ich wünsche allen Gesundheit und Stärke in dieser Zeit.
Janne

    
Das bin ich! (Aktuell zumindest).                                                             Und das war im Israel Museum in Jerusalem