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Die jüdische Kultusgemeinde Petershagen und 25 Jahre Arbeitsgemeinschaft Alte Synagoge Petershagen e.V.

Vortrag von Prof. Dr. Arno Herzig

29. September 2024


Ev. Gemeindehaus - 17.00 Uhr
Meßlinger Straße 9, Petershagen


Die jüdische Gemeinde Petershagen zählt mit zu den wenigen Gemeinden in Westfalen, die seit 400 Jahren eine jüdische Gemeinde aufweisen. In seinem Residenzort Petershagen duldete der Stadtherr, der Mindener Bischof seit dem 16. Jahrhundert Juden, die dafür Abgaben leisten mussten. Auch der brandenburg-preußische Landesherr, der 1648 das säkularisierte Bistum Minden erhielt, setzte diese Politik fort. Die kultischen Funktionen versah der jüdische Lehrer, während für Rechtsfragen der Mindener Rabbiner zuständig war. Der preußische König Friedrich II., der sich gegenüber den Juden in Preußen recht unfreundlich verhielt, verweigerte den Bau einer Synagoge.

Deshalb gelang es der Gemeinde erst nach 1796 ein Grundstück für die im ortsüblichen Fachwerkstil zu errichtende Schule mit einem Synagogenraum zu erwerben. Dieser wurde 1845/46 an gleicher Stelle durch einen Backsteinbau ersetzt. In der Schule befand sich neben der Lehrerwohnung auch die „Badekammer“ für die rituellen Waschungen. Die Gemeinde war eine typische jüdische Landgemeinde, die kaum über die Ortsgrenzen hinaus ein geistliches Leben entfaltete. 1853 konstituierte sich gemäß eines preußischen Gesetztes ein Synagogenbezirk, dem auch weitere Orte der Umgebung angehörte. 1866 zählte die Gemeinde mit 90  Mitgliedern ihre höchste Zahl, der Synagogenbezirk 198 Mitglieder. Eine neue Synagogenordnung von 1865 sah einen präzis vorgeschriebenen Ritus vor und eine „Confirmation“ als feierliche Entlassung der 14jährigen Schulkinder vor. 1856 hatte ein Statut die Gemeindeeinrichtungen, wie zum Beispiel den Vorstand geregelt. Im gleichen Jahr hatte sich auch ein Frauen-Verein mit eigenen Statuten gebildet.

Die Gemeindeorganisation blieb bis zur Zerstörung der Gemeinde durch die Nationalsozialisten erhalten. In der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge zwar verwüstet, aber nicht zerstört. Nach 1999 konnte in ihr und der Schule ein jüdisches Dokumentationszentrum eingerichtet werden. An die ermordeten Gemeindemitglieder erinnern seit 2009 die vom dem Kölner Künstler Gunter Demnig verlegten Stolpersteine.